Reptil/Lurch des Jahres

Seit 2006 wählt die AG Feldherpetologie der DGHT in Zusammenarbeit mit dem Bundesfachausschuß des NABU ein Reptil bzw. einen Lurch des Jahres. Unterstützt wird die Aktion mittlerweile auch von der Österreichischen Gesellschaft für Herpetologie (ÖGH) sowie der Koordinierungsstelle für Amphibien- und Reptilienschutz in der Schweiz (KARCH)

Für 2024 wurde die Kreuzotter Vipera berus zum Reptil des Jahres gewählt.

                                                                
                                                              Kreuzotter. Foto: Robert Madl

Die Kreuzotter unterscheidet sich in ihrem Klimaanspruch von den meisten anderen hessischen Reptilienarten, denn in ihrem Verbreitungsgebiet sind die jahres- und tageszeitlichen Temperaturschwankungen hoch und es ist niederschlagsreich. Der Lebensraum muss für die Thermoregulation sonnenexponiert und zugleich strukturreich sein, damit Versteck- und Überwinterungsplätze gefunden werden. Solche Bedingungen bieten natürlicherweise Moore und Blockschutthalden. Derartige Habitate sind in Hessen seit jeher nur kleinflächig vorhanden. Flächige anthropogene Sekundärbiotope waren früher in Aufforstung begriffene Kahlschläge. Derzeit bilden junge Forstkulturen auf Windwurfflächen, strukturreiche Wald- und Wegränder sowie Jagdschneisen die Mehrzahl der Kreuzotterlebensräume in Hessen.

Die Kreuzotter kommt natürlicherweise nur in Osthessen vor. Die Verwechslungsgefahr mit der ähnlich gefärbten Schlingnatter macht bei Fundmeldungen die Überprüfung durch Fachleute nötig. In Hessen werden drei getrennte Areale von der Kreuzotter besiedelt: Im Werra-Meißner-Kreis sind nur wenige, individuenarme Reliktpopulationen von einem ehemals großflächigen Vorkommen übrig geblieben. Weiter südlich schließt sich das Verbreitungsareal im Fuldaer Land und der Rhön an. Im hessischen Spessart findet sich das dritte Areal in Hessen. Heute sind die Populationen in allen drei Vorkommen verinselt und nehmen in den letzten Jahren dramatisch ab. Hauptgefährdungsursache ist die veränderte Waldbewirtschaftung (Einzelstammentnahme statt Kahlschlag). Die durch die Orkane der 1990er Jahre entstandenen Freiflächen gehen derzeit durch Kronenschluss und Beschattung des Bodens als Lebensräume verloren. Es bleiben lineare Randstrukturen wie Wegränder und Jagdschneisen, die häufig nicht alle im Jahreslauf nötigen Teilhabitate bieten. Lineare, gut strukturierte Biotope sind unverzichtbar für die Vernetzung von Populationen, um deren genetische Verarmung zu verhindern. Unabdingbar für den Erhalt der Kreuzotter in Hessen sind Freistellungsmaßnahmen in der Fläche, die in Zusammenarbeit mit dem Forst durchgeführt werden müssen.

Nach der Roten Liste Hessen ist die Kreuzotter "vom Aussterben bedroht"

 

Auf den Seiten der Deutschen Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde (DGHT) finden sich weitere Informationen und Downloads:

 

Reptil des Jahres 2024: Kreuzotter
Lurch des Jahres 2023: Kleiner Wasserfrosch
Lurch des Jahres 2022: Wechselkröte
Reptil des Jahres 2020/21: Zauneidechse
Lurch des Jahres 2019: Bergmolch
Lurch des Jahres 2018: Grasfrosch
Reptil des Jahres 2017: Blindschleiche
Lurch des Jahres 2016: Feuersalamander
Reptil des Jahres 2015: Europäische Sumpfschildkröte
Lurch des Jahres 2014: Gelbbauchunke
Reptil des Jahres 2013: Schlingnatter
Lurch des Jahres 2012: Erdkröte
Reptil des Jahres 2011: Mauereidechse
Lurch des Jahres 2010: Teichmolch
Reptil des Jahres 2009: Würfelnatter
Lurch des Jahres 2008: Laubfrosch
Lurch des Jahres 2007: Knoblauchkröte
Reptil des Jahres 2006: Waldeidechse